Der Biber im Kiebitzgrund

Er ist gekommen um zu bleiben

Laut Fachinformationen wurde der letzte Biber in Hessen im Jahr 1596 gesichtet. Seither galt er in Hessen als ausgestorben.
1986 ließ das Land 18 Tiere von der Elbe im Spessart ansiedeln. Ihr Bestand entwickelte sich zunächst sehr zaghaft. Vom Main-Kin­zig-Kreis gelangten sie über die Fulda in alle größeren Fließgewässer Hessens. Heute wird ihr Bestand wieder auf deutlich über 1.200 Tiere geschätzt.

Historische Informationen des Bibers im Kiebitzgrund sind uns nicht gekannt.
Die ersten Spuren der Biberansiedlung im Kiebitzgrund stammen vom Winter/Frühjahr 2018 aus dem Schwarzbachtal zwischen Unter-Schwarz und Langenschwarz im Bereich des Grillplatzes. Hier errichtete er auch die erste Biberburg im Kiebitzgrund auf der Insel der Teichanlage.

Um die Bevölkerung mit dem Neuankömmling bekannt und vertraut zu machen, veranstaltete unser Verein am 09. November 2018 im Schützenhaus Hechelmannskirchen mit einem Fachreferenten eine Informationsveranstaltung. Hier wurde die Lebensweise des Bibers dargestellt, Vorteile des Neubürgers in Bezug auf Biodiversität erläutert, aber auch auf negative Auswirkungen der Gewässergestaltung und seines Lebensraumanspruches eingegangen.

In den folgenden Jahren eroberte der Biber den gesamten Lebensraum der Schwarzbach über den Bruchgraben bis zum „Großen Moor bei Großenmoor“. Derzeit können wir von mindestes 3 Bibervorkommen mit Biberburgen und Bauten entlang der Schwarzbach bis zur Kreisgrenze ausgehen.
Einerseits gestaltet der Biber viele Bereiche des Wasserlaufes sehr positiv. Gerade der Bereich unterhalb der Kläranlage Langenschwarz wurde von ihm mit 3 großen Dämmen umfangreich angestaut. Hier fanden in kürzester Zeit weitere Vogelarten Lebensraum. Auch Insekten und insbesondere viele Libellenarten sind nun in großer Zahl in der Feuchtwiese anzutreffen. Die Vegetation der Wiesenfläche hat sich auf Feucht- und Sumpfpflanzen umgestellt.

Problematisch ist allerdings die Biberaktivität für Teichbesitzer. Hier greift er durch Verstopfung der Abflussrohre der Fischteiche massiv in den Wasserhaushalt und damit Grundlage der Teichbewirtschaftung ein. Auch Baumfällaktivitäten entlang von Fischteichen können zu einer Beeinträchtigung und Nutzung der Teichanlagen führen.
Ebenso problematisch sind seine Aktivitäten im Bereich von Kläranlagen, Regenrückhalteanlagen und Gewässerabschnitten mit sehr geringem Gefälle (Großenmoor und Schlotzau). Hohe Dammbauten führen hier zu einer Beeinträchtigung der Entwässerungsfunktion der Bäche und können Schäden an Gebäuden, Brücken und Durchlässen sowie privater und landwirtschaftlicher Nutzfläche verursachen.

Eine Besonderheit stellt seine Anwesenheit im Bereich des Naturschutzgebietes „Große Moor bei Großenmoor“ dar. Hier bemühten sich die zuständigen Fachbehörden unter anderem durch die Errichtung von Spundwänden den schwindenden Wasserstand des Moorkörpers zu stabilisieren. Mit bescheidenem Erfolg. Im Herbst 2021 siedelte der Biber erstmals im Bereich des Moores. Zunächst noch mit kleinen Dämmen im Bereich der Naturschutzfläche, später mit einem großen Damm außerhalb des Naturschutzgebietes im Abfluss des Bruchgrabens. Derzeit bestehen 2 gestufte Dämme im Abflussgraben des Moores die den Wasserstand des Moores deutlich erhöht und stabilisiert haben.
Zum Leidwesen der angrenzenden Grundstücksbesitzer bzw. Pächter. Außerhalb des Naturschutzgebietes ist damit eine größere Wasserfläche entstanden und die Flächen werden sich innerhalb kürzester Frist wieder zu Sumpfflächen entwickeln. Binsen und Rohrkolben siedeln sich bereits großflächig an.

Eine Moorerweiterung in diesem Bereich könnte den Konflikt befrieden.
Der Lebensraum vieler seltener Arten würde erweitert werden. Der höhere Wasserstand schützt den wertvollen CO2 Speicher des Moorkörperns und würde ihn noch weiter ausbauen. Das große Wasservolumen des Moores stabilisiert den Grundwasserspiegel im Kiebitzgrund und beeinflusst  auch für nachfolgende Generationen eine gesicherte Trinkwasserversorgung positiv. Die große Verdunstungsfläche des Moores führt bei weiter fortschreitender Erderwärmung zu einem räumlichen Kühleffekt analog des Waldes.

1. Bilder und Informationen zu ersten Biberaktivitäten im Kiebitzgrund

2. Der Biber in Großenmoor

Nachdem der Biber über die Teichanlage am Grillplatz Langenschwarz den Kiebitzgrund erreicht hatte, breitete er sich sehr schnell am Bruchgraben bei Großenmoor/Kleinmoor aus.

3. Der Biber in Hechelmannskirchen

4. Der Biber in Langenschwarz

Vermutlich gelangten die ersten Biber über die Fulda und Unter-Schwarz dem Schwarzbach folgend in den Kiebitzgrund. Anfang 2018 entstand ein Erster Schaden mit entsprechenden Biberspuren an einem Teich am Grillplatz in Langenschwarz. Ohne großes Aufsehen reparierte der Teichbesitzer den Schaden an seinem Damm des Fischteiches und sicherte diesen ab.

5. Der Biber am "Großen Moor bei Großenmoor"

6. Nageaktivitäten des Bibers

Hier einige Bilder zum Nageverhalten des Bibers. Er schreckt auch vor großen Bäumen nicht zurück.

7. Der Biber ist sehr mobil und anpassungsfähig -Verlassene Biberdämme-

Das Verhalten des Bibers ist aus menschlicher Sicht manchmal nicht nachvollziehbar. In Langenschwarz an der Brücke zum Ziesenberg hatte er in 2024 mehrere massive Dämme von bis zu 1,5 m höhe angelegt und ein in öffentlicher Hand gelegenes Gebiet großflächig überflutet. Aus menschlicher Sicht ein idealer Standort. Weder waren Bauwerke, noch landwirtschaftlich genutze Flächen sowie private Grundbesitzer betroffen. Der Habitatraum entwickelte sich prächtig. Kurze Zeit später folgte der Bau einer mächtigen Biberburg. Auch ohne Probleme. Dann allerdings ab Anfang Sommer 2025 hat der Biber plötzlich aufgehört, die Dämme zu pflegen. Der Wasserstand geht seit jener Zeit kontinuierlich zurück und die überflutete Fläche fällt wieder trocken. So schnell wie er ein herrliches Areal geschaffen hat, so schnell vergeht es auch wieder. Er ist noch weiterhin im Gebiet aktiv und kann beobachtet werden. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass er die Dämme wieder in Betrieb nimmt.

„Zusammen kann man mehr erreichen“